Wie werden wir zufriedener und glücklicher? Eine Selbsterkenntnis

Mehr Zufriedenheit und Glücklich-sein: Eine Selbsterkenntnis und eine Übung

Ich war neulich bei einer Freundin in Österreich zum wandern. Zunächst hat die Sonne gescheint, es war bestes Wanderwetter und wir kamen gut auf dem weichen Waldboden voran. Doch nach einiger Zeit fing es an zu regnen. Erst leicht, dann immer stärker. Innerhalb kurzer Zeit verwandelte sich der angenehme Waldboden unter unseren Füßen in zähe Masse. Immer mehr Schlamm und Dreck klebte an unseren Schuhsohlen und wir kamen kaum mehr voran.

Diese Beziehung zwischen Waldboden und Schuhsohlen bei gutem und bei schlechtem Wanderwetter ist vergleichbar mit der Beziehung zwischen unserem Geist und unserer Wahrnehmung. All die positiven und angenehmen Erlebnisse hinterlassen kaum positive Erinnerungen. Genau so, wie der trockene Waldboden bei sonnigem Wanderwetter nicht viel Abdruck an den Schuhsohlen hinterlässt. Doch all die negativen, anstrengenden und belastenden Erlebnisse bleiben uns gut in Erinnerung und werden dort auch regelmäßig wiederbelebt. Ganz so, wie auch matschiges Wetter zähe Spuren an den Schuhsohlen hinterlässt. Diese Tendenz, sich an negatives leichter zu erinnern als an positives wird in der Psychologie negativity bias genannt. Dieser war für unsere Vorfahren in der Steinzeit eine hilfreiche Sache: auf mögliche Gefahren wurde deutlicher hingewiesen und potentiell gefährliche Tiere wurden besser erinnert. Doch in der heutigen westlichen Welt, in der glücklicherweise kaum lebensbedrohliche Gefahren auf uns lauern, ist dieser negativity bias nicht mehr wirklich hilfreich. Heute erinnert er uns nur noch dauern daran, wer im Büro was blödes gesagt hat. Und wie gemein die Tante bei der letzten Familienfeier war.
Doch zum Glück können wir unser Gehirn trainieren.

Um den negativity bias abzubauen, ist es nach Rick Hanson hilfreich, sich des guten bewusst zu werden (taking in the good Ansatz). Er beschreibt folgende Schritte:

Übung für mehr Zufriedenheit:

  • übe dich darin, dir der kleinen positiven Erlebnisse im Alltag schon während sie stattfinden bewusst zu sein (z.b. einer Reihe abgearbeiteter Emails, eine schöne Blume am Straßenrand, deiner weichen Bettdecke, etc.)
  • sei für ein paar Atemzüge mit diesem Erlebnis, so dass du es nicht nur weißt, sondern dazu auch ein positives Gefühl bekommst. Meist reicht schon eine halbe Minute Achtsamkeit bei diesem positiven Erlebnis um dazu ein Gefühl zu bekommen
  • erinnere dich immer wieder an diese kleinen positiven Erlebnisse und lasse das zugehörige Gefühl entstehen
  • wende dich anstrengenderen Aufgaben zu. Durch die positiven Erinnerungen fällt es nun leichter, diese auch anzugehen

Diese Übung können wir natürlich auch gut in der Yoga Praxis anwenden. Wenn wir uns Zeit nehmen um in in jeder Bewegung und in jeder Yoga Haltung genau wahrzunehmen was sich gerade gut anfühlt und was angenehm ist. Diese positive Erfahrung können wir dann auch in andere, anstrengendere Yoga Haltungen übernehmen und ihnen mit mehr Gelassenheit begegnen.

Falls du mehr zu dem Thema wissen möchtest: Buchtipp.

Viel Freude beim üben!