Basisanalyse

– welche Yogamatte passt zu mir? –

Unsere Yogapraxis – jeder Tropfen Schweiß, jeder achtsame Atemzug, jede Selbsterkenntnis – findet auf einem klar definierten kleinen Ort statt: unserer Yogamatte.
In letzter Zeit haben mich immer öfters Yogis nach meinen Stunden gefragt, welche Yogamatte ich ihnen empfehlen kann. Und so habe ich mich für diesen Beitrag entschieden, denn, um es gleich vorweg zu nehmen: eine einfache Antwort gibt es nicht. Gab es in den 50ern nur eine Jeans, so gibt es heute unzählige. Die Frage ist schon lange nicht mehr „was ist die beste Jeans?“ sondern „welche Jeans passt zu mir?“. High Waist, Bootcut, Schlaghose? Fairtrade? Regional produziert? Ähnlich ist es auch bei der Wahl der Yogamatte. Und so ist die erste Frage, möglicherweise nicht die Frage nach der Matte, sonder die Frage nach dem persönlichen Stil. Welcher Yoga Typ bist du?

Der Sportliche:

Ich erinnere ich mich noch gut an eine Yogastunde vor Jahren, als Fabian bei mir im Kurs war und nach der Stunde überrascht feststellte: „komisch, irgendwie hat es direkt über mir wohl von der Decke getropft“. Wenn du dir so oder so ähnlich deine sportliche und schweißtreibende Yogapraxis erklärst, dann empfiehlt sich eine Yogamatte, die einen besonders guten Grip hat. Fabian, Sonja und langjährige Yogini Nghi empfehlen hier die Lululemon Matte. Nicht ganz kostengünstig (der Preis variiert mit der Dicke der Matte), doch punktet diese Yogamatte mit ihrer langen Haltbarkeit. Zu beachten ist allerdings, dass die Lulu-Matte mit über 2 kg vergleichsweise recht schwer ist, und sich somit mehr für die Praxis zu Hause oder die Lagerung im Studio eignet. Dieser Aspekt wird noch deutlicher bei der ebenfalls sehr stabilen Pro Matte von Manudka mit sehr gutem Grip: mit über 3 kg Gewicht, sind die Yogis klar im Vorteil, die ihre Kraftübungen bereits vor dem Mattenkauf erledigt haben.
Auch gibt es etliche und namhafte Yogis (wie Sharon Gannon und David Life), die auf die Jade Matte schwören. Die Oberfläche ist ein wenig rau (im Gegensatz zur glatten Lululemon), hat aber auch einen sehr guten Grip. Zu beachten hier: aufgrund ihrer Länge von nur 1,73m sollten sich Yogis ab 1,70m für eine Jade in XL-Länge entscheiden.

Die Gemütliche:

Eine Yogamatte, die ganz klar durch ihre angenehme Oberfläche und besonders ihre Dämpfung überzeugt, ist die Yogistar Pro. Für Yogis, die eher Yin Yoga praktizieren, oder auch für Einsteiger, die möglicherweise viel Zeit auf Händen und Knien verbringen, ist sie sehr gut geeignet. Auch überzeugt sie durch ihren recht erschwinglichen Preis von 35 Euro. Ganz generell muss man aber auch sagen, dass Matten, die recht weich und gemütlich sind, in aller Regel nicht mehr so hoch bei der Frage nach der Stabilität punkten. Hier spielt nun auch das eigene Körpergewicht eine Rolle: in meiner Erfahrung, yogieren Frauen, die auch auf einer Yogistar Matte intensiv Vinyasa Yoga praktizieren, eher in der Leichtgewichtsklasse.

Der Reisende:

Ich erinnere mich noch gut, wie ich Anfang der 2000er mit einer dicken, schweren Yogamatte quer durch Indien reiste. Vielleicht gab es damals nichts anderes, vielleicht wusste ich es nicht besser, fest steht: inzwischen bieten viele Hersteller sehr dünne und leicht transportable Yogamatten an. Klar, dass man die Leichtigkeit mit einem Verlust von Dämpfung bezahlt. Ich selbst habe seit Jahren die Reisematte von Manduka, doch beispielsweise auch Jade und Lululemon bieten sie an. Wichtig, wenn du deine Matte mit in den Sommerurlaub nimmst: Yogamatten aus Naturmaterialien möchten lieber im Schatten liegen.

Die Umweltbewusste:

In aller Regel kann man davon ausgehen, das Yogamatten aus einem von drei Materialen hergestellt sind: PVC (Polyvinychlorid), TPE (Thermoplastische Elastomere) oder Naturkautschuk.
PVC-Matten sind leicht, günstig, extrem haltbar und in der Herstellung ökologisch bedenklich. Gut geeignet ist eine PVC-Matte besonders dann, wenn du vor hast, die nächsten 5000 Jahre auf ihr zu praktizieren.
Bei den TPE Yogamatten werden in der Herstellung verschiedene (oft nicht genauer gelistete) Grundstoffe verwendet. Sie gelten als umweltfreundlich und sind größtenteils biologisch abbaubar.
Naturkautschuk ist zwar ein Naturprodukt, ganz ohne Chemie funktioniert die Herstellung von Yogamatten hier aber natürlich auch nicht. Seit dem Ökotest von 2013, nachdem auch in als umweltfreundlich deklarierten Yogamatten giftige Stoffe gefunden wurden, haben einige Hersteller in ihrer Produktion nachgerüstet. Wer sich tiefer mit dem Thema beschäftigen möchte, dem rate ich zu diesem Artikel.

Die Ästhetinnen:

Meine Freundin Birgit und ich sind uns einig: die wirklich schönste Yogamatte ist aus Kork und kommt von Stilelibro aus London. Ich übe zuhause seit inzwischen 10 Jahren auf ihr. Sie ist gemütlich, nicht so handlich für den Transport und überzeugt besonders bei schweißtreibender Praxis mit einem guten Grip. Über die Jahre ist meine Matte ein bisschen speckig geworden, so dass es besonders in Jivamukti Studios öfters mal zu einem entsetzten „du praktizierst ja auf Leder!!!“-Aufschrei kommt. Auch wenn ich begeistert davon bin, dass das Kork viel länger gehalten als ich dachte, bin ich mir sicher, das die Matte meiner Freundin Birgit noch viel älter wird als meine. Denn bei Birgit liegt sie seit Jahren eher so als Läufer im Flur (was sich möglicherweise durch diesen Blog-Beitrag erklären lässt).

Aus dem gleichen Grund empfiehlt Yogini Rebekka bei uns im Studio ihre Matte vom Yoga Design Lab. Neben ihrer Schönheit, sei ihre Matte auch voll recyclebar und fühle sich auch in der Waschmaschine wohl, schwärmt die Besitzerin.

Die Puristin:

Fotografin und Yogalehrerin Sonja hingegen liebt es klar und geerdet. Ihrer Meinung nach tut es jede einfache Yogamatte. Ist sie dünner und einfacher, so ist der Kontakt zur Erde einfach größer. Wer sich angesprochen fühlt, dem empfehlen wir die ganz einfache Matte, die sich in allen Iyengar Studios finden lässt, und z.B. von einer lieben Bekannten in Donzdorf vertreiben wird.
Ein interessanter Einwand kam auch von Anja: so wenig glatt und standfest unser Leben oft auch sein mag, ist es manchmal ja vielleicht auch stimmig, sich auf einer wenig mondänen und rutschigen Matte zu bewegen. Und zu erfahren: wie erlebe ich mich, wenn die Bedingungen mal nicht perfekt sind? Und wo kann ich auch in wackeligen Situationen ein Gefühl von Stabilität und Erdung integrieren?

Wenn vor 50 Jahren die Jeans nicht passte oder vor 20 Jahren die Yogamatte zu rutschig/schwer/ungemütlich war, gab es einen klaren Schuldigen: den Hersteller. Denn er hat ja fast nur ein Model produziert. Wenn wir heute schlecht angezogen sind oder dauernd aus dem Hund in die Bauchlandung rutschen, gibt es auch einen klaren Schuldigen: wir selbst. Denn zwischen all den Möglichkeiten auf dem Markt, hätten wir doch mit Leichtigkeit das für uns passende Produkt finden können! Doch bevor wir uns nun beim Einkauf zu sehr unter Druck setzen: letztendlich zählt noch immer, wer in der Hose steckt. Und was auf deiner Matte passiert.

See you on the mat (whichever one it is),

Eva